Streitschlichtung

– was ist das überhaupt?

“Kinder und Jugendliche können gewaltfrei und selbstverantwortlich ihre Konflikte regeln.”

(Gandhi, 1928)

Die Idee, Streitschlichtung in der Schule als Mittel der Gewaltprävention einzusetzen, kommt ursprünglich aus den USA. Als so genannte „mediation“ (= Vermittlung) haben dort erste Versuche ergeben, dass Heranwachsende unter Gleichaltrigen (den peer groups) Konflikte besser zu lösen vermögen, als wenn sich Erwachsene einschalten. Seit ca. 10 Jahren hat sich diese Idee als „Mediation“ oder „Streitschlichtung“ auch an deutschen Schulen erfolgreich bewährt. Seit 1999 wird die Streitschlichtung auch an unserer Schule in einer engen Kooperation mit dem Heinrich von Kleist – Gymnasium angeboten und steht Schülerinnen und Schülern beider Schulformen zur Verfügung.

Das Grundprinzip der Streitschlichtung

Das Grundprinzip der Streitschlichtung besteht darin, dass es in einem Konflikt nicht um „Gewinnen“ oder „Verlieren“ geht, sondern dass die am Konflikt Beteiligten sensibilisiert werden, sich in die jeweils andere Position zu versetzen, um die Motive und Gefühle des/der anderen nachzuvollziehen. Gemeinsam soll am Ende des Schlichtungsgesprächs eine Lösung gefunden werden, mit der beide Kontrahent/innen leben können – ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren, so dass es zwei „Gewinner“ und keinen „Verlierer“ gibt.
Dem Schlichter kommt in diesem Schlichtungsgespräch eine ganz zentrale Bedeutung zu. Als „neutraler Dritter“ hilft er den Kontrahenten eine gemeinsame Lösung zu finden – immer auf der Basis von Vertraulichkeit und Unparteilichkeit. Der Streitschlichter versucht, den „Streitenden“ den jeweils eigenen Anteil am Konflikt zu verdeutlichen, aber auch die Sichtweise des anderen in den Blick zu rücken. So stehen denn auch die in einem „Streitschlichtungsformular“ festgehaltenen Vereinbarungen unter zwei Prämissen:

  • was will ich in Zukunft tun, damit ich mit dem anderen / der anderen besser auskomme?
  • was erwarte ich vom anderen, was kann sie/er zur Konfliktvermeidung beitragen?

Die gemeinsam erarbeiteten Lösungsvorschläge werden abschließend wie in einem Vertrag durch Unterschrift besiegelt.

Die Ausbildung der Streitschlichterinnen und Streitschlichter

Auf freiwilliger Basis lassen sich Schüler/innen des 9. Jahrgangs in einer AG mit zwei Wochenstunden als Streitschlichter/innen ausbilden. Das Trainingsprogramm läuft über ein Schulhalbjahr und beginnt mit einem Kompakttag (gegenseitiges Kennen lernen / erste Einblicke in die Aufgaben eines Schlichters /einer Schlichterin). In den nun folgenden ca. 12 AG-Einheiten lernen die Schülerinnen und Schüler alle wichtigen Instrumentarien kennen, die sie benötigen, um im Konfliktfall helfen zu können.
Dazu gehören u.a.:

  • Moderation einer Streitschlichtung
  • Kommunikationsformen (verbal und nonverbal)
  • aktives Zuhören
  • Diskussionsleitung
  • Auseinandersetzung mit eigenen Vorurteilen

Besonders effektiv wirkt sich ein 2-tägiges Seminar in der Jugendbildungsstätte Hattingen – Welper aus, dass durch die großzügige Unterstützung des Fördervereins ermöglich wird. Unabhängig von der Arbeit als Streitschlichter stellt die Ausbildung für die Persönlichkeitsentwicklung der Teilnehmenden einen Wert an sich dar.
Nach der Ausbildung werden die Mediatoren nach einem festgelegten Dienstplan im Streitschlichterbüro (Raum 174 ) in den Pausenzeiten eingesetzt und können dort im Konfliktfall schlichten.
Nur bei angezeigtem Bedarf stehen die betreuenden Lehrerinnen zur Verfügung.

Durchgeführt wird die Ausbildung von Koordinatorinnen der Anne-Frank-Realschule Frau Meyer und Frau Paus und Lehrer/innen der HvK.

Seit der Eröffnung unserer „Schatzkiste“ – ein Spielecontainer – versehen die Streitschlichter auch während der großen Pausen auf dem Pausenhof am Spielecontainer ihren Dienst.

Ausblicke

Gewalt an unserer Schule lässt sich durch das Streitschlichterprogramm sicherlich nicht abschaffen. Die Schülerinnen und Schüler lernen aber hierdurch, mit Konflikten anders umzugehen; sie entwickeln sozusagen eine neue „Streitkultur“. Sie gewinnen und erhalten Autonomie, verinnerlichen Regeln und ein eigenverantwortliches und gewaltfreies Konfliktlösungsverfahren. Alle Beteiligten lernen den anderen zu achten. Im Rahmen der zukünftigen Ausbildung sind weitere Einsatzmöglichkeiten in der Planung.

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